Iconic Turn - Vorlesungen

 
 
 

Vorlesungen im Wintersemester 2004/05

Vom Sommersemester 2002 bis zum Wintersemester 2004/05 fand an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität in Erinnerung an den verstorbenen Felix Burda-Stengel die Vorlesungsreihe "Iconic Turn - das neue Bild der Welt" statt. Der erste Teil der Reihe wurde 2004 in Buchform “Iconic Turn - Die neue Macht der Bilder” veröffentlicht.

Iconic Turn - Felix Burda Memorial Lectures: 2004/05 Winter - 2003 Sommer - 2002/03 Winter - 2002 Sommer

Iconic Turn - Felix Burda Memorial Workshops: 2002 Sommer

Der Anteil der Öffentlichkeit an dem neuzeitlichen Herrscherbild

Um 1500 tauchen die ersten Bildnisse in dem relativ neuen Medium der Druckgraphik auf; sie machen noch im Laufe des 16. Jahrhunderts eine Entwicklung durch, welche die physiognomischen Daten immer mehr mit zusätzlichen ikonographischen Argumenten angereichert zeigt. Gleichzeitig breiten sich in der Malerei die Herrscherbilder in religiöser oder mythologischer „Verkleidung“ aus.

Die These des Vortrages ist, daß diese Amplifikationen des bloßen Bildnisses mit Rücksicht auf eine frühe Form der Öffentlichkeit geschieht.

Im 19. Jahrhundert wandern diese Erweiterungsformen des Herrscherbildnisses in die Karikatur ab. In der Moderne werden die eigentlichen Künste für Herrscherbildnisse nicht mehr herangezogen. Dagegen kann man beobachten, daß in den Massenmedien der neuesten Zeit dem Bildnis der Regenten wieder Merkmale aufgeprägt werden, die von normativen Vorstellungen einer Öffentlichkeit an sie herangetragen werden.

Prof. Dr. Martin Warnke (Referent)
Professor für Kunstgeschichte, Universität Hamburg

03.02.2005, 19:00 Uhr
Große Aula, Ludwig-Maximilians-Universität München


Bewegliche Fluchtpunkte - Der Blick von oben und die moderne Raumanschauung

Perspektivische Raumdarstellung ist nicht nur an stabile Koordinaten gebunden, sondern in der Praxis meist auch an den in der menschlichen Wahrnehmung gewohnten Horizontalblick. Beide Voraussetzungen relativieren sich mit Beginn der industriellen Revolution. Wahrnehmungsfelder dynamisieren sich; durch gesteigerte Geschwindigkeiten wird der Raum als Bewegungsraum erfahrbar. Mit der Entwicklung der Flugtechnik und dem Blick von oben ist der Anschauungsraum gleichsam gekippt, wodurch sich Erscheinung und Relation der Dinge untereinander grundsätzlich verändern. Malerei, Fotografie und Film entbinden den Blick von Körper und Erdboden. Verschiedene Sehweisen koexistieren, und es wird zum Ziel insbesondere der Künstler und Theoretiker der klassischen Moderne, Formeln für ein dynamisches Weltbild zu finden. Mit den entwickelten Technologien des Informationszeitalters kommt noch ein neuer Faktor ins Spiel - ein Kampfpilot etwa bewegt sich heute, verbunden mit Satelliten und Bodenstation, in einem Amalgam aus Realität, einer Vielzahl technisch erzeugter Bilder und sonstigen Anzeigen; hier sind sämtliche raumzeitliche Variablen in schnellem Fluß.

Prof. Dr. Christoph Asendorf (Referent)
Professor für Kulturwissenschaften, Europa-Universität Viadrina, Frankfurt Oder

27.01.2005, 19:00 Uhr
Große Aula, Ludwig-Maximilians-Universität München


Das Museum als Bild - Berliner Masterpläne für die Kunst

Museen und Museumsquartiere funktionieren in der öffentlichen Wahrnehmung nur, wenn sie an ihrem Standort ein Bild ergeben. Dieser Aspekt der Bildhaftigkeit lässt sich sowohl für die erste Konzeption der Berliner Museumsinsel als Museumsakropolis oder „Freistätte für Kunst und Wissenschaft“ wie auch für den jetzigen Masterplan konstatieren: Das Museum bedarf notwendig der „schönen Hülle“, da sich ohne sie keine Gedächtnisfunktion einstellt. Ex negativo anschaulich wird dies etwa an der Berliner Gemäldegalerie am Kulturforum, die sich nach außen nicht als Schatzhaus der Alten Meister – und mithin als Bild – artikuliert. Dysfunktionalität, wie bei der Neuen Nationalgalerie, einem Museum ohne Wände, steht dem nicht entgegen – im Gegenteil, gerade schwierig funktionierende Museen wie Frank Lloyd Wrights Guggenheim-Museum sind von hoher Bildhaftigkeit und funktionieren so als Gebäude der Kunst. In diesem Sinne ist das schwierige Berliner Kulturforum möglicherweise gerade die angemessene – aufgebrochene – Hülle für die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts.

Prof. Dr. Peter-Klaus Schuster (Referent)
Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin

24.01.2005, 19:00 Uhr
Große Aula, Ludwig-Maximilians-Universität München


Das Feste und das Flüchtige. Wie die Bilder das Selbstverständnis der Gesellschaft im römischen Kaiserreich modellierten

Beim Übergang von der Republik zur Kaiserherrschaft bildete sich in Rom ein neuartiges Bildersystem aus. Es umfasste die politischen Bilder im öffentlichen Raum ebenso wie die vielen mythologischen Allegorien von Lebensfreude und Glück im Haus und am Grab. Man kann diese Bilderwelt als ein allgemein akzeptiertes und über dreihundert Jahre hin stabiles System beschreiben. Welche Bedürfnisse befriedigten diese von den Bürgern offenbar weitgehend verinnerlichten Bilder, welchen Wertvorstellungen im Kopf entsprachen die Bilder an der Wand? Und welche Fragen ergeben sich, wenn man aus einer so weiten Ferne auf die verwirrende und flüchtige Bilderwelt zu blicken versucht, von der wir umgeben sind.

Prof. Dr. Paul Zanker (Referent)
Professor für klassische Archäologie, Ludwig-Maximilians-Universität München und
Scuola Normale Superiore in Pisa

20.01.2005, 19:00 Uhr
Audimax, Ludwig-Maximilians-Universität München


Re-calling DEMIURGOS

Prof. Dr. Arata Isozaki (Referent)
Professor für Architektur, Arata Isozaki & Associates, Tokio

17.01.2005, 19:00 Uhr
Große Aula, Ludwig-Maximilians-Universität München


Carnavalisation et cannibalisation: le terrorisme et la relation entre l’occident et le reste du monde

Prof. em. Dr. Jean Baudrillard (Referent)
Professor für Soziologie und Philosophie, Université Paris X Nanterre, Paris

17.01.2005, 19:00 Uhr
Große Aula, Ludwig-Maximilians-Universität München


Radical Reductionism in Art and Science

Neural science represents an important bridge between the natural sciences concerned with the nature of the physical world and the arts and the humanities concerned with the nature of human existence. I will try to illustrate this bridging function in two ways. One, I will show that many neural scientists study the brain to address humanistically important questions about the mind first raised by classical philosophy. Second, in certain instances the artists and neural sciences use common methodologies to achieve their respective goals.

Prof. Dr. Eric R. Kandel (Referent)
Psychiatrie und Neurobiologie, Nobelpreisträger 2000, Columbia University, New York

20.12.2004, 19:00 Uhr
Große Aula, Ludwig-Maximilians-Universität München


Esthétique et éthique: l´image brûle

Prof. Dr. Georges Didi-Huberman (Referent)
Professor für Kunsthistorik, École des Hautes Études en Sciences Sociales, Paris

16.12.2004, 19:00 Uhr
Audimax, Ludwig-Maximilians-Universität München


Shaping Things to Come

The computer revolution is invading the physical world of material objects. A number of trends are converging which will re-define the relationship between people and our tools and possessions. Already, objects are designed on computers with solid-modelling programs. They are manufactured from plastic or powder using cybernetic 3-D printers. They are tracked with digital inventory systems using computer-readable ID chips. They can be followed as they move across the planet´s surface by telephone cells and global-positioning satellites. They can be purchased and sold by e-commerce, and discussed by users groups. New forms of social software and customer relations management are appearing on the Web. Objects can be designed for disassembly and turned into smart trash.

Bruce Sterling (Referent)
Science Fiction Autor und Journalist, Texas,

13.12.2004, 19:00 Uhr
Große Aula, Ludwig-Maximilians-Universität München


Cloning Terror: The War of Images from 9/11 to the Abu Ghraib Photographs

In the months before September 11, 2001, the cloning debate was the leading issue in American newspapers. After September 11, terrorism dominated the news. This paper explores the logic that connects cloning and terrorism as the twin phobias of our historical epoch. The clone and the terrorist are cultural icons linked by the fear of the "uncanny double," the mirror image of the self as its own worst enemy. The terrorist is the enemy who doubles as a friend or countryman, pretending to be "one of us." The clone is the figure of biological doubling as such, the inverted, perverted mirror image of a parent organism, an artificial simulation or twin of a natural person. The terrorist is the "evil twin" of the normal, respectable citizen-soldier, and the clone is the "evil twin" as such. The "war on terror" therefore is also a "war of images" that draws its vocabulary from the language of epidemiology, of plagues, sleeper cells, and viruses, on the one hand, and from iconoclasm, iconophobia, and holy wars over images on the other. Tracing the "war of images" in mass media and popular culture from the cloned Schwarzenegger of The Sixth Day to the clone armies of George Lucas, from the destruction of the World Trade Center to the Abu Ghraib torture photographs, this paper explains why the war on terror is actually "cloning terror" by breeding more terrorists.

 

Prof. Dr. William J.T. Mitchell (Referent)
Literaturwissenschaften und Kunstgeschichte, University of Chicago

02.12.2004, 19:00 Uhr
Große Aula, LMU München


Post Iconic Turn. Advantages of Neglect

Prof. Dr. Rem Koolhaas (Referent)
Architekt, Office for Metropolitan Architecture (OMA), Rotterdam

25.11.2004, 19:00 Uhr
Audimax, Ludwig-Maximilians-Universität München