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WEB 2.0 - Was geschieht mit den Bildern? (Teil 2)

Zwar sehen Menschen in der Regel auf den ersten Blick, was ein Bild bedeutet, aber den Maschinen treten sie als nicht entschlüsselbare Datenmengen gegenüber. Die Sehmaschinen, von denen Paul Virilio 1989 geschrieben hat, sind nur in sehr eingegrenzten Bereichen Wirklichkeit geworden. Das einzelne Bild wirkt monolithisch. Es verweigert sich der eine flüssigen Einbindung in ein Netz von Datenströmen. Ob auf visuelle Information zugegriffen werden kann, entscheidet sich daher an der Frage, wie sie in ein Geflecht von Texten, Namen und Zahlen eingebunden wird.Die Bilder bewegen sich in einem asymmetrischen Verhältnis. Mehr als je zuvor sind sie im Netz präsent, denn die Zahl der Quellen multipliziert sich und die Nachfrage nach Bildern steigt mit dem immer größer werdenden Angebot. Aber die Vermittlung visueller Information läuft über eine in ihren Fundamenten nicht-bildliche Architektur von Datenbanken.

Dennoch ist der Gebrauch der Bilder alles andere als nur illustrativ. Vielmehr zeigt gerade das Beispiel von Flickr, wie sich die aktive Rolle von textueller hin zur visuellen Information verschiebt. Es sind nicht Texte, zu denen Bilder gesucht werden, sonder umgekehrt, Bilder zu denen man Texte oder andere Metainformationen findet. Die Metadaten bilden den Schlüssel zur visuellen Information. Denn nur über nicht-bildhafte Angaben können die Bilder ein Teil jener Architektur der Beteiligung werden, die das kommende Netz prägt.

Man kann zwischen zwei Arten von Metadaten unterscheiden, manuell eingefügten und automatisch gewonnenen. Die Stichwörter (tags), mit denen Nutzer bei Flickr ihre Bilder vershen, gehören zur ersten Sorte. Ihnen stehen automatisch erzeugte Metadaten gegenüber, wie etwa das Aufnahmedatum, der Absender oder der Standort, sofern das Aufnahmegerät sie liefert. Die gängigen Bildformate halten Felder für beide Arten von Daten frei.

Der Gegensatz zwischen manuell und automatisch generierter Datenbasis hat bereits bei der Entwicklung der Suchmaschinen eine entscheidende Rolle gespielt und sich in zwei konkurrierenden Firmenstrategien niedergeschlagen. Yahoo startete als manuell erfasste Liste von Webseiten. Google dagegen setzte von Anfang an auf automatische Indizierung. Bei Bildern wird sich dieser Gegensatz nicht auf dieselbe Weise wie im Fall der Textinformation auflösen, und zwar aus zwei Gründen. Die „semantische Lücke“ sorgt dafür, das automatische Index-Algorithmen mittelfristig erfolglos bleiben. Anderseits erscheint visuelle Information eingebettet in kontextuelle und soziale Zusammenhänge. Das hat zur Folge, dass die entstehende Ordnung der Bilder im Netz anderen Regeln folgen wird, als es die textzentrierte Entwicklung vorgibt.

Die gegensätzlichen Strategien von Yahoo und Google erweisen sich dabei nach wie vor als aufschlussreich. Mittlerweile gilt Yahoo dank der jüngsten Zukäufe als Vorreiter beim Web 2.0. Der Kauf von Flickr von erdankt sich einem Zufall, der viel über die treibenden Impuls des Visuellen aussagt. Bradley Horowitz, der zuerst bei Virage an der Bildsuche arbeitete, dann zu Yahoo kam, erkannte Anfang 2005 das Potenzial der Bild-Community von Flickr. Die entstehende und sich selbst ordnende Bildwelt bei Flickr stellte eine visuelle Ordnung her, die die automatisierten Bildsuche bislang nicht erreicht hat. Für die zukünftige Rolle der Bilder wird entscheidend sein, in welchen Zusammenhang von Metadaten und Web-Architektur sie eingebettet sind. Das Entwicklung des Webs hin zu dynamischen offenen Strukturen wird dazu ganz wesentlich beitragen.