Web 2.0 - Was geschieht mit den Bildern? (Teil 1)
Was ist mit "Web 2.0" gemeint? Die Erfinder des Begriffs sehen einen Gegensatz zwischen dem Netz Anfänge und den neuen Funktionen. Anwendungen, die man zum Web 2.0 zählt, behandeln Daten als einen Strom, der zu verteilen ist. An die Stelle von Nachrichten treten Blogs. Lexika werden durch Wikis ersetzt. Statische Inhalte werden durch offene Schnittstellen (APIs) verfügbar.
Ein einschlägiger Text bei O'Reilly gibt eine ganze Reihe von Beispielen für die neuen Techniken und Funktionen an.
Die Neuerungen lassen sich auf einen einfachen Nenner bringen. An die Stelle von Seiten, die Informationen besitzen und festhalten, treten Anwendungen, die Daten als Ströme behandeln, sie verteilen und für Veränderungen öffnen. Das Prinzip des Hortens weicht dem Tausch. Der Unterschied zwischen der alten und der neuen Ökonomie der Information gleicht dem Gegensatz zwischen dem Kolonialismus Spaniens und Englands im 17. Jahrhundert. Handelsvorteile und der Nutzen der Produktivkräfte erwiesen sich als profitabler als das bloße Ansammeln von Gold und Reichtümern.
Grundlegend neu sind die Technologien des Web2.0 nicht. Von Anfang an war klar, dass Webseiten dynamisch von Datenbanken generiert werden können. Der entscheidende Unterscheid besteht darin, dass die Reichweite der Datenbanken sich über die einzelne Seite hinweg ausdehnt. Das bildet die technische Basis einer sogenannten "Architektur der Beteiligung". Einzelne Seiten bilden nur noch die Schnittstelle zu verteilten Datenbanken.
Ging es früher darum, möglichst viele Nutzer zu binden, so bilden sich nun Verdichtungen im Fluss der Daten heraus.
Der Austausch von Information wird zum bestimmenden Moment. Dazu tragen ganz wesentlich die offenen Programmschnittstellen bei. Es entsteht ein Wettbewerb um Kombinationen von Inhalten und Strukturen verschiedenster Herkunft, wie ihn die Seite prgrammable web dokumentiert.
Den Webseiten und ihren Programmierern stellen sich neue Aufgaben: An die Stelle von statischem HTML tritt dynamisches XML. Der Auftritt im Web wird als Service begriffen. Inhalte lassen sich mischen. Die Navigation wird flexibel. Information erhält einen soziale Dimension.
Aber die Euphorie um das Web2.0 schießt vielleicht schon über das Ziel hinaus. Der Begriff könnte ebenso gut in einer Marketing-Blase enden. Schon geht das Wort von der Bubble 2.0 um.
Dennoch stehen die Erfolgsmodelle der jüngsten Vergangheit vor dem Test, ob sie die neuen Funktionen übernehmen oder selbst veralten. Zwar hatte Sergej Brin seinen Auftritt bei der Konferenz zum Web 2.0, aber seine Firma Google trägt zu der neuen Entwicklung nicht viel bei.
Das Prinzip der Suchmaschine, Relevanz durch Auswertung von Links herzustellen, wird nicht ausreichen, um in beweglichen Datenströmen Orientierung zu verschaffen. Services wie Technorati oder del.icio.us bahnen neue Wege durch das Web. Was noch immer fehlt, ist eine Funktion, die zeitliche Dimension der Datenströme erschließt.
Bilder stehen nicht im Zentrum der Entwicklung. Sie ist einmal mehr vor allem text-getrieben. Aber sie wird ihre Wirkungen auf visuelle Information entfalten.
Was bedeuten die neuen Datenströme für die Bilder?
Lässt sich der Iconic-Turn mit dem web 2.0 verbinden?
Web 2.0 - was geschieht mit den Bilder (Teil 2) - am 18. Dezember
Stefan Heidenreich