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Neues

Neuigkeiten von uns und unseren Partnern

 

Neue Bücher zu Bildern

Jean Déotte: Die Epoche des perspektivischen Apparats

Mit einer Theorie des Apparats nähert sich der Philosoph Jean-Louis Déotte den Bildern und der Zentralperspektive an. Der Ausdruck „Apparat“ rückt dabei, durchaus in einer französischen Tradition stehend, an die Stelle eines Begriffs wie „Medium“, der durch durch ihren allgegenwärtigen Gebrauch methodisch unscharf geworden sind. Unter einem Apparat versteht Déotte nicht nur eine Gerät, sondern gleichermaßen Institutionen oder Verfahren, was zu der Schärfe des neuen Begriffs nicht eben beiträgt.
Die Zentralperspektive versteht der Philosoph nicht nur als technische Praxis, sondern als einen ontologischen Einschnitt, der die Neuzeit begründet. Sie betrifft nicht nur die Bildkultur, sondern strahlt aus in Philosophie (Cartesisches Cogito) und politisches Handeln, indem sie eine sichtbare an Stelle einer nur lesbaren oder deutbaren Welt setzt.

Benjamin Jörissen : Beobachtungen der Realität

Die Frage „nach der Wirklichkeit im Zeitalter der Neuen Medien“ stellt sich der am Institut für Erziehungswissenschaften lehrende Benjamin Jörissen. Das Verhältnis von Medien und Realität wurde in den letzten Jahren und sogar Jahrzehnten in aller Ausführlichkeit bearbeitet, sodass der Titel des Buches nicht gerade Neuigkeiten verspricht. „Doch was verstehen wir eigentlich unter 'Wirklichkeit'?“ fragt der Autor und stürzt sich damit in eine abgründige erkenntnistheoretische Debatte. Deren Relevanz erscheint mehr als zweifelhaft, hat sich doch der oftmals konstruierte Gegensatz zwischen einer sogenannten Wirklichkeit auf der einen und dem scheinbar Unwirklichen der Medien in den letzten Jahren nicht gerade als erhellend erwiesen.
Gegen die postmodernen Theorien, die Wirklichkeit als Konstruktion oder Simulation auflösen wollten, zieht sich Jörissen auf eine „historisch-anthropologische sowie bildungs- und erkenntnistheoretische Perspektive“ zurück.

Seine Medienkompetenz setzt der Autor innerhalb der Lehre praktisch um, denn „Forschung (und Lehre) im Bereich der Neuen Medien muss die Dynamik der Neuen Medien beachten.“ In dieser Hinsicht dürfte er dem Großteil der deutschen Medienwissenschaftler voraus sein. Auf seiner Homepage bindet er aktuelle Nachrichten-Feeds ein und verweist auf seine bei Delicious gespeicherten Bookmarks.

Angela Keppler: Mediale Gegenwart. Eine Theorie des Fernsehens

Die Darstellung von Gewalt in Talk-Shows, Nachrichtensendungen und Spielfilmen steht in Zentrum der Theorie des Fernsehens von Angela Keppler. Der Anschlag auf das World Trade Center dient ihr als Beispiel, um zu zeigen, wie im Fernsehen die Ikonographie einer Katastrophe entsteht. Das Medium erzeugt durch die ästhetische Dimension seiner Darstellung eine soziale Realität. Dabei spielt die die Unterscheidung zwischen fiktiven  und realen Programmteilen eine besondere Rolle, da sie die  kollektive Konstruktion der Wirklichkeit in unserer Gesellschaft prägt.
Angela Keppler lehrt in Mannheim am Seminar für Medien und Kommunikationstheorie.

Marie-Joseoph Mondzain: Können Bilder töten?

Marie-Jose Mondzain forscht am Wissenschaftszentrum CNRS zum Schwerpunkt der byzantinischen Bildgeschichte. Der historische Rückhalt erhellt ihre Ausflüge in die Bildwelten der Gegenwart.  Ihr 2002 erscheinenes Buch „L'Image peut-elle tuer?“ liegt nun auf Deutsch vor. Auch hier findet die Reflexion über die Bilder der Gewalt in den Anschlägen vom 9.11.2001 einen Ausgangspunkt, aber auch andere mediale Formen wie etwa Computerspiele oder Folterfotos werden erwähnt. Mondzain stellt der populären Ansicht, dass Bilder der Gewalt auch im Leben Gewalt hervorbringen, einen historischen Rekurs gegenüber, der bis zur Kreuzigung Christi zurückführt. Sie zeigt, wie ein Bild der Gewalt die Gründung und das Bestehen einer Religion gestiftet hat.

Jean Luc Nancy: Am Grund der Bilder
Grundlegende Reflexion über den Status des Bildes

Zum Thema Bild versammelt dieser Band eine Reihe von Aufsätzen des französischen Philosophen und Derrida-Schülers Jean-Luc Nancy. Die Gegensätze von Macht und Täuschung, von Idol und Logos, von Oberfläche und Grund, von Darstellung und Undarstellbarem von Heiligem und Gewalt leiten seine Reflexionen über den Status des Bildes.  Die Beispiele sind weit gestreut: Renaissancemalerei, Videos, römische Totenmasken, Stummfilm. Woher bezieht das Bild seine Macht? Von einem unbildlichen Grund, an dem sich nicht etwas Darstellbares befindet, so Nancy,  sondern ein Moment des Todes und damit auch der Unsterblichkeit.
Zum Thema ein Vortrag in der Reihe Intervention in Zürich: L'image: Memesis und Methexis.

Klaus Sachs-Hombach : Bild und Medium

Einmal mehr meldet sich der umtriebige Magdeburger Protagonist der Bildwissenschaften Klaus Sachs-Hombach mit einem neuen Buch zu Wort. Unter dem „Bild und Medium“  stellt es einen weiteren Schritt auf dem Weg zur Gründung einer kommenden Bildwissenschaft dar. Um aus den vielen Disziplinen der Bilder eine Wissenschaft zu machen, versucht Sachs-Hombach unerschütterlich, die verschiedenen Ansätze methodisch miteinander zu verbinden. „Die Tatsache, dass die methodischen Standards dieser Fachgebiete merklich voneinander abweichen, hat zuweilen den Eindruck einer Konkurrenz um die wahre Bildwissenschaft begünstigt.“ Ob eine Wissenschaft tatsächlich eine gemeinsame Methode benötigt, ist dabei keinesfalls ausgemacht. Am Ende könnte sich ein Pluralismus verschiedener Methoden als fruchtbarer erweisen. Schlimmer noch: vielleicht ruft gerade der fatale Drang zur Vereinheitlichung und zur Angleichung der verschiedenen Ansätze erst jene Konkurrenz hervor, die den Aufbau der Bildwissenschaften so erschwert.

Walter Benjamins Archive: Bilder, Texte und Zeichen

Nach seiner Flucht aus Deutschland im Jahr 1933 begann Walter Benjamin damit, seine Notizen bei Freunden in aller Welt zu deponieren. Aus den verstreuten Archiven des Philosophen versammelt der Band „Bilder, Texte und Zeichen“ bislang weitgehend unveröffentlichtes Material: Karteien, Register, Verzeichnisse, Notizhefte, aber auch Bilder wie Ansichtskarten und Fotoserien. Parallel zu der Herausgabe des Archiv-Bandes findet in der Akademie der Künste vom 2.10- bis 19.11. eine Ausstellung statt, die die Materialien der Öffentlichkeit  präsentiert.