IMG SRC - Bildsuche im Netz
Worauf seine angekündigten Lösungen zur Bildsuche hinauslaufen, verrät uns der Autor Johannes Osterhoff am Ende nicht wirklich. Aber der Anfang und der Rest seines kleinen Büchleins bereiten ein mögliches Ergebnis gut vor. In einer kleinen Tour werden alle wesentlichen Theorien aufgerufen, die im Umfeld einer - noch zu realisierenden - Bildsuche erwähnenswert sind.
Das beginnt bei Foucaults Essay Dies ist keine Pfeife, behandelt dann die Symboltheorie von Goodman, hält kurz beim Bild-Text-Verhältnis inne, um dann zum Pictorial- und Iconic-Turn und schließlich zum Mnemosyne-Atlas von Warburg fortzuschreiten. Alles auf nicht ganz 20 Seiten und dementsprechend knapp, aber als Einleitung gut zusammengestellt und lesenswert.
Je weiter wir im engeren Sinn zum Problem der digitalen Bildverarbeitung voran kommen, desto detailreicher, aber auch unklarer wird die Lage. Sehr schön ist der Hinweis auf das erste im Netz veröffentlichte Bild und die Diskussionen, die sich rund um die Einführung des Inline Image Tags abspielten.
Von dort aus steuert der Text geradewegs in die Tiefen der Informatik-Debatten zur visuellen Bildsuche. Die Sammeln von Metadaten, Tagging und Folksonomy scheinen dem Autoren nicht als Lösungsansätze zu taugen, jedenfalls nicht als alleinige.
Statt dessen orientiert er sich an der seit den 90ern verfolgten Forschungsrichtung des Content based Image Retrieval. Er geht auf einige der dort geführten Diskussionen ein, wie die Segmentierung von Bildern und den Semantik Gap, also die Lücke zwischen Bedeutung und visueller Information.
Ein Interface-Kapitel macht mit den beiden Begriffen "Hypermediacy" und "Immediacy" bekannt. Im ersten Fall wird das Medium als solches offensichtlich. Immediacy dagegen versucht es zum Verschwinden zu bringen. Anstelle eines transparenten Interfaces plädiert der Autor für eine Gestaltung, die zwischen dem Fluss der Handhabung und dem Bewusstmachen der dahinter liegenden Prozesse vermittelt.
Leider lassen seine eigenen Folgerungen am Schluss an Deutlichkeit zu wünschen übrig. IMG SRC ORG soll (...) als zwar spätes, aber notwendiges Plädoyer im Rahmen der Entwicklung hin zur visuellen Bildsuche gelesen werden, wider die Überbetonung einer gut gemeinten, aber letztlich kontraproduktiven Transparenz der Schnittstellen. Wie das geschehen soll, bleibt dunkel. Sei es, weil der Weg noch nicht gefunden ist oder weil die Entwicklung noch nicht veröffentlicht werden soll. Wir warten also ab, was uns entweder in weiteren Aufsätzen, oder noch besser, in einer tatsächlich funktionierenden Anwendung begegnen mag.
johannes p osterhoff: IMG SRC - Anmerkungen und Lösungen zum Problem digitaler Bildersuche im Netz
Merz Akademie, Hochschule für Gestaltung
101 Seiten, € 18.80