Ein Versuch in automatischer Malerei
Wenn Kunsthistoriker über Bilder sprechen, die nicht Kunst sind, kommen oft bizarre Thesen zu Stande. Wenn aber Bildwissenschaftler, denen Kunst fremd ist, sich zur Malerei äußern, kann die Sache sehr amüsant werden.
Wie müsste ein Bildmaschine für automatische Malerei konstruiert sein, damit sie in westlichen Gesellschaften so erfolgreich wird wie die digitale Fotokamera oder wie eine Game-Engine für dreidimensionale, fotorealistische Computerspiele?
Andreas Schelske weiß in der Ausgabe 6 der Online-Zeitschrift Image eine Antwort. Erst einmal konstatiert er, dass Computer zwar realistische Bilder berechnen können, bei der weniger realistischen Malerei aber bislang noch kaum eingesetzt werden. Es wäre kein Fehler, sich einmal die jüngeren Bilder von Albert Oehlen zu betrachten.
Für den von Schelske geforderten Nicht-Fotorealismus genügt es nicht, Kamerabilder einfach abzuwandeln. Die Gesellschaft kommt dazwischen. Denn messerscharf urteilt Schelske, dass Malerei keine Privatsprache im Sinn von Wittgenstein sein kann, sondern ganz offenbar im kommunikativen Austausch mit anderen Individuen erlernt wird. Damit schließt sich ein anderer Ansatz berechenbarer Bilder wie der von Max Bense aus, den er leider nicht erwähnt. Bense glaubte noch an objektive ästhetische Urteile.
Die Lösung des Problems ist denkbar simpel.
Eine nicht-fotorealistische Bildmaschine müsste demnach so konzipiert sein, dass sie sowohl die 1000 wichtigsten Bildstile der westlichen Bildkultur verwendet als auch individuelle Variationen hinsichtlich ihre Gegenstandes erlaubt.
Der Mischmasch der Stile muss dann nur noch den Turing-Test bestehen, um wahrhaft Kunst zu sein. Das geht so:
Male mir fünf Bilder von einem bestimmten Sujet, die der aktuellen Bildkultur der zeitgenössischen Malerei entsprechen. Kommen die maschinelle erstellten Bilder einem Kunstkenner als künstlerische Bildkultur vor, wäre der Turing-Test für Bilder der Kunst bestanden.
Dankenswerterweise hat Schelske ein mögliches Ergebnis gleich bereit gestellt, das er mit Hilfe des Netzkunstgenerators von Cornelia Sollfrank geschaffen hat. Doch schließlich dämmert auch ihm, dass es nicht einfach darum gehen kann, soziale Wertungen in einem Bildprogramm zu implementieren. Denn noch gibt es die Welt außerhalb der Rechner.
So müsste man dem Computer tunlichst beibringen, sich auf den einschlägigen Parties in Miami oder Basel gut mit potentiellen Sammlern zu unterhalten. Denn wenn schon sozialer Kontext, dann bitte richtig. Obwohl: vielleicht ließe sich eine Lösung finden, wenn man die Sammler und am besten ihre Galeristen auch noch simuliert.
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Abbildung: Andreas Schelske © erstellt mit Net.Art Generator