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Bildwissenschaft - Disziplinen, Themen, Methoden

Tatsächlich erweisen sich die Ausgangspunkte und Arbeitsweisen der verschiedenen Forscher als viel zu disparat, um sie in eine einzige Wissenschaft zu überführen. Dennoch verfolgt der Herausgeber die Idee, die verschiedenen Vorgehensweisen zu bündeln, was die Frage der Methode und der Grundbegriffe angeht.

Sachs-Hombach gelingt es, anfangs eine klare und einfache Definition zu geben, was unter Bildern verstanden werden soll: Sie sind "materiell, in der Regel visuell wahrnehmbar, artifiziell und relativ dauerhaft. "Damit erreicht er das Ziel, nicht das gesamte Wortfeld des Begriffs "Bild" ausschöpfen zu müssen. Poetische oder vorgestellte Bilder stellen keinen Ausgangspunkt dar, auch wenn sie später gebraucht werden, um Prozesse der Ästhetik oder der Wahrnehmung zu beschreiben.

Wie bei jeder neu entstehenden Wissenschaft knüpfen sich an die Grundlagenfragen immer auch wissenschaftspolitische Erwartungen. Es gibt keine neutrale Position. Jede methodische Frage geht von selbst in den Streit um die Gewichtung der Disziplinen über. Und so setzt auch dieses Buch bestimmte Schwerpunkte. Man kann in manchen Artikeln den Hang beobachten, der Philosophie einen Vorrang in Grundlagenfragen einzuräumen und dabei methodisch im Rahmen semiotischer Begriffe zu operieren. Aber es zeichnet des Buch aus, diesen Ansatz nur als einen neben anderen möglichen darzustellen.

Die Kunstwissenschaft kommt kurz, sogar sehr kurz, wenn man bedenkt, dass sie Jahrhunderte lang das einzige Fach war, das sich explizit Bildern beschäftigt hat. Sie tritt nur noch als eine unter vielen Disziplinen hervor, die heute eine Wissenschaft der Bilder begründen können. Vom bisweilen geäusserten Anspruch der Kunstgeschichte, die Basis einer allgemeinen Bildwissenschaft begründen zu können, bleibt hier berechtigterweise nichts übrig. Ihr Gegenstand ist eine bestimmte Sorte von Bildern, die sie mit fachspezifischen Methoden begreift.

Das Konzert der verschiedenen Disziplinen klingt keineswegs harmonisch. Ein Hin und Her zwischen geistes- und naturwisssenschaftlichen Disziplinen prägt den Band. Offensichtlich tritt dabei deren Differenz im Hinblick auf historisches Material zutage. An dieser Frage scheiden sich nicht nur die Wissensfelder, sondern auch die Denkweisen der Wissenschaften. Die einen wollen Wissen in Handeln überführen, die anderen verbleiben im Horizont des Nachträglichen. Es könnte ein Sinn des Sammelbandes sein, auch den geisteswissenschaftlichen Disziplinen die Möglichkeit vor Augen zu führen, ihr Wissen wieder verstärkt mit kulturellem Handeln zu verbinden.

Zwischen der Unentschlossenheit der Methoden und der Notwendigkeit, einige Grundbegriffe zu setzen, findet das Buch eine gute Balance. Grosse Lücken sind nicht festzustellen und so kann es als ein geglückter Versuch gelten, die Wissenschaften der Bilder zu bündeln.