Cargo, eine Zeitschrift für Filme und Bilder
Ein Kinomagazin? Neu gründen? Das hört sich in Zeiten, in denen der Filmbranche noch droht, was die Musikszene gerade durchlebt, und Zeitschriften der Reihe nach eingestellt werden, nahezu absurd an. Wäre das Magazin nichts weiter als ein Heft über Kino, sein Erscheinen käme tatsächlich einer Verzweiflungstat gleich. Aber der Untertitel der Zeitschrift lautet Film / Medien / Kultur und verrät damit schon, dass es um mehr als Filme geht. Tatsächlich drehen sich die Texte um Bilder in einem allgemeineren Sinn, um Leute die Bilder herstellen und um andere, die sie ansehen, sich dazu Gedanken machen und darüber schreiben. Cargo ist eine Illustrierte in einem anderen Sinn. Das Bild ist nicht nur ihr Medium, sondern auch ihr Thema. Dazu kommt, dass fast alles, was im Heft gedruckt ist, online steht. Auf der Seite findet sich dazu noch ein Blog, der nicht nur gut gestaltet ist, sondern auch laufend aktualisiert wird.
Die Liste der Autoren und Texte des ersten Heftes liest sich sehr gut: Herausgeber Bert Rebhandl schriebt unter anderem über Tom Tykwer, ein kommentierter Comic von Christian Petzold, kurze Texte von Cord Riechelmann und Diedrich Diedrichsen. Notizen zu Büchern von Jonathan Beller oder Victor Stoichita. Dazu online ein Gespräch von Anke Westphal und Bert Rebhandl mit Slavoj Zizek.
Fast könnte man meinen, das Kino sei gar nicht am Sterben. Ist es aber doch. Daran wird auch Cargo wenig ändern können. Film ist in der Gegenwart zu einem Frachtgut geworden, das an unterschiedlichsten Orten versandt und gelöscht wird. Ob die Fracht, die den Hafen als Film verlässt, auch als Film anderswo als Film ankommt, oder als Video, Clip, Serie oder Datei spielt keine Role, denn als Bildmagazin kann sich Cargo mit auf die Route begeben, an deren Endpunkt aus dem Film etwas anderes geworden sein wird, was auch immmer. Denn die Reise der Bilder beginnt erst.
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CARGO - Film / Medien / Kultur
Vierteljährliches Magazin, 8,90€
www.cargo-film.de