Montagsgespräche
Sterben die Deutschen aus?
Prof. Dr. em. Dieter Oberndörfer
Verringert sich die Bevölkerungsanzahl Deutschlands in den nächsten 50 bis 75 Jahren wie von der UNO, dem Statistischen Bundesamt und des Bundesinnenministeriums prognostiziert, wird ohne weitere signifikante Zuwanderung und ohne Anhebung der Geburtenhäufigkeit in den nächsten Jahrzehnten das Durchschnittsalter der Deutschen bei ca. 55 bis 65 Jahren liegen. Daraus ergäben sich unvermeidlich alptraumartige Szenarien der Verarmung und ökonomisch- sozialer Verteilungskonflikte. Durch massive Zuwanderung und eine energische Förderung der Geburtenhäufigkeit könnte zumindest bis 2050 der Schrumpfungs- und Alterungsprozess samt seinen negativen ökonomischen Folgen abgebremst und sozialpolitisch abgefedert werden. Allerdings würde sich die Gesellschaft Deutschlands ethnisch und kulturell noch viel stärker als bisher pluralisieren. Dies erzwingt ein neues, sich an den Grundwerten der Verfassung orientierendes nationales Selbstverständnis. Anlass zur Sorge bietet nach einem anfänglich vermeintlichen Konsens die zunehmende Zerrissenheit der verschiedenen Parteien.